Mittwoch, 20. April 2011

Buchrezension: Ostpreußische Jostenbänder

Viele würden wahrscheinlich sagen, "6,95€ für 32 Seiten ist einfach zu viel" - und vielleicht hätten sie auch recht. Ich finde aber, dass sich das Buch "Ostpreußische Jostenbänder" von Irene Burchert trotzdem gelohnt hat. Für den Umfang stellt es erstaunlich viele Musterbriefe für Bänder mit einfachen Musterfäden zusammen. Die Musterbreite variiert zwischen 9 und 25 Fäden, die meisten der Muster sind von alten Bändern abgezeichnet. Auch die Randgestaltung (bzw der komplette Einzug) inklusive der verwendeten Farben sind genau angegeben, allerdings ist es etwas gewöhnungsbedürftig, dass immer nur die Reihenfolge ("zwei rot, drei weiß, fünf grün") statt einer Skizze angegeben ist.

Insgesamt sind 12 Bänder mit Musterfäden und 7 mit einfachem Einzugsmuster enthalten, dazu ein nicht ganz vollständiger Satz Buchstaben und Zahlen. Das mag auf den ersten Blick wenig erscheinen, wenn man aber bedenkt, dass in einigen der Bänder 25 oder mehr Muster enthalten sind, bietet das bei einem Aufteilen der Muster (wie ich es ja ganz gerne mache, mit 1-3 Mustern pro Band) doch ziemlich viel Variationsmöglichkeit.

Bei einigen Mustern und zwei Arten der Randgestaltung war mein erster Gedanke "boah, klasse, das will ich auch mal weben!" - mir juckt es in den Fingern, da mal einiges auszuprobieren. Leider müssen aber vorher noch zwei, drei andere Bänder fertig...

Was mich ein bisschen stört: Die Muster scheinen auf Karopapier per Hand skizziert und eingescannt worden zu sein, und insbesondere bei einem Band mit ca 50 Mustern (Seite 15) sind sie relativ schwer zu erkennen und sollten wohl, bevor man sie nachwebt, am besten vorher abgezeichnet werden.

Zusätzlich zu den Musterbriefen gibt es eine kleine Einführung mit grundlegenden Informationen zur Verbreitung der Jostenbänder in Ostpreußen und dazu, wie die Autorin zur Jostenband-Weberei gefunden hat - zweiteres meiner Meinung nach relativ sinnfrei. Der dreiseitige Abriss zur allgemeinen Geschichte der Bandweberei (Litzen, Kämme, Brettchen) ist zwar ganz interessant und bietet eine ganz nette Einführung, insgesamt bin ich aber der Meinung, dass man diese ganzen "Hintergrundtexte" vielleicht doch durch zusätzliche Musterbriefe hätte ersetzen können.

Ich denke, dieses Buch ist am ehesten für Leute geeignet, die schon ein paar Musterfaden-Bänder gewebt haben und auf der Suche nach Musterbriefen sind. Für vollständige Neueinsteiger (insbesondere solche, die noch nicht einmal Einzugsmuster probiert haben) sind die kurzen Erklärungen, wie man mit den Musterfäden webt, wahrscheinlich nicht sonderlich erleuchtend. Wer bereits dutzende verschiedene Muster gewebt hat und eher auf der Suche nach anderen Mustertechniken ist, ist hier ebenfalls falsch, da einzig und allein Bänder mit einfachen Musterfäden gezeigt werden. Wer sich aber relativ am Anfang der Musterweberei befindet, findet hier eine ziemlich gute Quelle für neue Muster und Gestaltungsmöglichkeiten.

Beispiele für die enthaltenen Muster folgen in den nächsten Wochen, wenn die momentanen Auftragsarbeiten vom Kamm sind.

Raka

1 Kommentar:

  1. Dieser Rezension kann ich mich voll und ganz anschließen.
    Wer auf der Suche nach Muostern ist, sollte die paar Euros investieren. Es lohnt sich!
    Ich webe gerade auch nach diesen Mustern und bin zufrieden.
    Allerdings stimmt auch die Kritik mit den eingescannten Bildern. Aber da findet sicher jeder Weber einen geeigneten Kompromiss.
    LG, Lise

    PS: Tolle Bänder webst du!

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