Montag, 8. August 2011

Standardfärbungen ohne Standardfarben

Da hatte ich mir so gedacht, versuche ich es mal mit den Färbedrogen, die alle anderen auch nehmen, und hab zusammen mit Sally kiloweise Rainfarn, Walnüsse und Birkenblätter gesammelt... Aber irgendwie kamen (wie man das von mir halt irgendwie immer so kennt...) mal wieder ganz andere Farbtöne raus.

Zuerst kamen die Nüsse. Bei anderen habe ich wunderschöne beige- bis schokoladenbraun-Töne gesehen... Bei mir wurde es orange. Außerdem dunkelte die Farbe unter Sauerstoffeinwirkung deutlich nach, weshalb ich beide Züge doppelt gefärbt und dazwischen nachdunkeln lassen habe. Nach dem Trocknen und Spülen ist es immerhin noch zu einem Orangebraun nachgedunkelt... 1. und 2. Zug je 200g.

Dann der Rainfarn. Man muss sagen, sehr ergiebig... Der Sud war irgendwie nicht tot zu kriegen, insgesamt hab ich 1,2kg Garn damit gefärbt. Zuerst gab's jede Menge leuchtendes hellgelb.
Dann begann der Krieg. Raka gegen das Eisensulfat... Da es bei der Frauenmantelfärbung so intensiv war, dass ich den Sud verdünnen musste bevor ich den Stoff dazu geben konnte (!), habe ich diesmal statt 3% nur 2% des Wollgewichts hinzugegeben. Es tat sich - gar nichts. Also nochmal 2%. Es tat sich - gar nichts. Nochmal pi mal Daumen die gleiche Menge - immer noch keine Reaktion, die Wolle war nach 20min immer noch genauso gelb wie vorher. Am Ende war ich bei geschätzten 15% - und nachdem die Wolle da anderthalb Stunden drin schwamm, wurde sie irgendwann grün. Naja, zumindest sollte es wohl grün sein. Erinnert eher ein bisschen an das Grau der NVA-Uniformen ;) Bild von der noch feuchten Wolle leider auf Grund der Lichtverhältnisse deutlich heller als Original, Sonne gibt's hier heute nicht...
Was ich mit 400g davon anfangen woll, weiß ich selber noch nicht... Irgendwie war es dann so spät, dass ich frustiert einfach im Bett verschwunden bin.
Heute morgen sah ich dann den ausgekühlten Sud da stehen, und es überkam mich... Ich habe nochmal einen kleinen Strang des gelben Wollhaufens (was soll ich mit 800g gelber Wolle?) reingeschmissen, und plötzlich hatte ich genau das, was ich haben wollte... Moosgrüne Wolle! Auch hier Bild wieder deutlich heller (und zusätzlich gelber) und Wolle noch nass.
 Da mir die Farbe gut gefiel, flogen nochmal 100g hinterher... Auch die Farbe wurde super.

Was auch immer mir diese Ergebnisse sagen wollten... Von meinen frisch bestellten 1500g Wolle ist kaum noch was weiß, zusätzlich schwimmen jetzt noch immer abwechselnd zwei Züge à 200g im Walnusssud und dürfen zwischendurch immer wieder an der Luft nachdunkeln... Photos folgen (hoffentlich mit besseren Photos der Rainfarnfarben) in den nächsten Tagen, wenn alles getrocknet ist...

Raka

Montag, 1. August 2011

MPS BüBu und viel Bastelei

Irgendwie ist das MPS ja in den letzten Jahren eines der liebsten Lästerobjekte der Mittelalterszene geworden - gleich nach Flokatibarbaren und Steckstühlen. Das liegt wohl daran, dass manche Leute immernoch nicht wahrhaben wollen, dass es sich dabei um keinen Mittelaltermark handelt - sicher, wäre es einer, wäre er Mist, da muss ich wohl zustimmen. Wenn man allerdings realisiert, dass es sich bei der Veranstaltungsserie um ein Festival handelt, das primär auf Musik, Gaukelei und allgemeine, nicht-mittelalterliche Bespaßung der phantasievollen Art ausgelegt ist... Dann sieht es plötzlich ganz anders aus. Wenn man nicht die ganze Zeit sammelt was es zu einem schlechten "Markt" macht, sondern sich auf diese eben ganz andere Veranstaltungsform einlässt fängt es einfach an, Spaß zu machen... Deswegen werden wir uns die anderthalb Wochen Dauerlagern in Bückeburg auch nicht verbieten lassen.

Es hat, wie schon im vergangenen Jahr, wahnsinnig Spaß gemacht. Wir hatten wahnsinnig tolle Nachbarn, bei denen wir ganz unbedingt demnächst mal vorbeischauen müssen (an dieser Stelle ein großes DANKE an alle Lagermitglieder für 10 wundervolle Tage und für die Hilfe beim Ratten einfangen während der Woche), natürlich waren auch wieder ziemlich viele alte Bekannte da, ohne die es vermutlich ebenfalls nur halb so lustig geworden wäre - auch an euch alle ein herzliches Dankeschön!

Es gab mal wieder viel, viel Chaos, viel Zeit zum Basteln, dutzende tolle neue Bekanntschaften, wie sich das halt für eine gute Veranstaltung gehört... Gleich am ersten Tag habe ich vier spontane Nadelbinde-Kurse gegeben, sowohl Anfängern als auch Fortgeschrittenen, und viel über diverse historische Handarbeiten gefachsimpelt - irgendwie ist man doch jedes Mal überrascht, wie viele Leute auf dem MPS rumrennen und sich sonst ernsthaft mit Mittelalter beschäftigen, einfach auf Grund der eingangs erwähnten Problematik. Nebenbei gab's das ganze erste Wochenende fleißiges Projektbeenden - Sallys Wintersocken sind endlich fertig (leider schon von ihm einkassiert, deswegen keine Photos), die pinke Mütze auch, meine kleine Tasche hat endlich einen Knopf, und aus den Wollresten von Sallys Socken gabs noch eine kleine Handytasche...
Außerdem hat Sally uns samstags bei Mario noch eine wunderschöne Grillgabel geschmiedet (vielleicht mag er ja die Tage mal ein Photo davon hochladen) und ich mir eine schööööne neue Hornnadel geschnitzt, die ich leider grad in meiner großen Marktkiste nicht wiederfinde. Zum krönenden Abschluss des Wochenendes wurde ich dann noch von Jürgen einen guten halben Meter, vielleicht auch etwas mehr, leichter gemacht ;)

Während der Woche weitere Nadelbindekurse, ein gemütlicher Ausflug ins Bergbad und viel Entspannung, leider auch eine schlechte Nachricht... Meiner süßen kleinen Isolde ist das kühle Wetter wohl nicht so gut bekommen... Ruhe in Frieden, kleine Kuschelzicke!


Das zweite Wochenende stand dann nach dem Nadelwahn wieder im Zeichen des Webens. Die pinke Zumutung, die mich schon so lange nervte, ist endlich beendet (wurde zwar nur etwas über ein Meter, aber naja... vielleicht kann mans ja mal irgendwann gebrauchen.


Sally musste mir dazu ganz schnell ein Webschwert (naja, eher ein "Websax" ;) ) schnitzen, damit ich endlich nicht mehr improvisieren muss sondern was vernünftiges dazu habe... Arbeitet sich wunderbar damit! Stabiles Buchenholz, dürfte deutlich länger halten als die Bambus-Essstäbchen, die ich sonst meistens dazu zweckentfremdet habe...


Und kaum war der Kamm frei, konnte ich nicht anders... LITAUISCHE DREIFARBENTECHNIK! Die hat's mir einfach angetan, es macht einfach zu viel Spaß mit den dutzenden Varianten... Krapp-Hintergrund und weißer und Rittersporn-Muster, leider der Unterschied zwischen den Musterfarben auf den Bildern nicht so gut zu erkennen...

 Das war's dann so weit von mir... Ich wende mich dann mal weiter den in der vergangenen Woche zusammengesammelten Färbepflanzen zu - Rainfarn und Moorbirke trocknen schon brav vor sich hin, die Walnüsse wandern wohl heut noch in die Färbewanne...

Lieben Gruß,
Raka
(die übrigens vergangene Woche erfahren hat, dass sie ab September im fernen Ausland, in Bayern, wohnen wird...)